Frauenquoten in DAX-Führungsetagen – lange wurde dafür gekämpft, mit der GroKo kam dann die Umsetzung (naja, zumindest ein bischen). Wenn das da klappt und Sinn macht, warum nicht auch wo anders? Dachte sich Franz-Robert Liskow, JU-Politiker aus Meck-Pom und bekennender Deutsche-Schlager-Fan. Jeder dritte Musiktitel, so sein Vorschlag, sollte deutsch-sprachig sein (wobei wohl nicht nur Schlager möglich wären).
Gut, daß die „alten Riegen“ gerade der CDU/CSU etwas verkalkt und nicht auf dem aktuellen Stand der Technik sind (OK, sieht bei den SPD-Vertretern auch nicht viel anders aus) ist ja nichts neues. Daß aber selbst die „Junge“ Union wirklichkeitsfremde Forderungen und Vorschläge macht, läßt für die Zukunft der konservativen deutschen Politikerriege nichts gutes erahnen.
Lieber Herr Liskow, abgesehen davon, daß ich (und vermutlich ein Großteil Ihrer Mitbürger in diesem Land) nicht per Gesetz oder „freiwilliger Selbstverpflichtung“ vorschreiben lassen, welchen Musikgeschmack man denn zu haben hat – haben Sie schonmal die Radiosender Ihres Sendegebiets angeschaut? Ich weiß zwar nicht, wie es genau in Meck-Pom aussieht, aber zumindest in Hessen hat man sowohl im Öffentlich-Rechtlichen Bereich, als auch im Privatradio, sehr wohl die Auswahl, was man denn gerne hören möchte. HR1 bis 4, dazu HR Info und noch ein paar Spartenkanäle, Radio Bob, FFH, und viele mehr. Will man zum Beispiel eher deutsche Musik hören, ist man bei HR1, 2 oder 4 nicht schlecht aufgehoben (man verzeihe mir, daß ich nicht genau sagen kann, welcher davon am „deutschsten“ ist – ich kann dem Schlager-Kram nix abgewinnen) – die Quote dort liegt sicherlich weit über den geforderten 30%. Wer eher internationale Musik – darunter aber auch deutscher Pop – hören möchte, kann sein Radio auf HR3 stellen und wird nicht von „Schlagern“ belästigt. Warum aber, frage ich, soll Sparten-Musik nun in einem eher für Pop-Musik orientierten Sender gesendet werden, wenn doch ausreichend Sender genau diese Musik überwiegend senden? Genauso könnte ja jemand auf die Idee kommen, eine Quote für Death Metal im Mutanten Musikantenstadel zu fordern.
Wie, das ist absurd? Richtig. Genauso absurd wie die Deutsch-Quote … also bitte, solange ein Teil meiner monatlichen Pflicht-Gebühren für den ÖR an Sender gehen, die auf Volksmusik und Schlager spezialisiert sind, laßt bitte die Finger von den Sendern und ihrem Programm, die das senden was ich (vielleicht) eher hören möchte.
Davon mal abgesehen – mit der Zunahme von Musik-Streaming-Diensten (sowie iPod und Co) dürfte eh ein Großteil der Bevölkerung (zumindest der jüngeren) eher auf diese Medien zugreifen als sich des Radios zu bedienen … ich habe zwar kein offiziellen Zahlen, aber wenn man sich so umsieht, rennen viele Leute unterwegs nicht mit Radios rum, sondern haben ihre Ohrhörer oder „Beats“ Kopfhörer im Handy oder MP3-Player stecken – was wollen wir wetten, daß dort a) keine deutschen Schlager rauskommen und b) eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ bei selbst zusammengestelltem Programm nicht wirklich helfen …