Man merkt es, die Saure-Gurken-Zeit des Jahreswechsels ist noch nicht ganz vorbei, es müssen ein paar Binsenweisheiten aufgewärmt werden.
Heute findet man in den Medien einen Bericht über die Erkenntnis des scheidenden Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus, daß bei den Kasernen teils erheblichen Renovierungsbedarf da ist. Hm … nun gut, meine Erfahrung mit der Truppe ist etwas angestaubt (10 Monate Wehrdienst Ende der 90er), aber in welchem Zustand sich damals die eine oder andere Kaserne befand war schon traurig … und auch das Material war teils nicht wirklich nutzbar – ist also keine Erfindung der Neuzeit.
Doch kaum ist der neuste Skandal über nicht nutzbare Flugzeuge und Hubschrauber etwas aus dem Rampenlicht verschwunden („Wir brauchen mehr Geld“ – „Ihr habt doch vom Etat noch hunderte Millionen nicht abgerufen!“), will der nächste mehr Geld für die Bundeswehr. Wenn meine Erfahrungen noch repräsentativ sind, ist das vermutlich richtig. Ich war damals zum Beispiel in Rotenburg a.d. Fulda stationiert. OK, die Gebäude hatten meist funktionierende Heizung, Fenster waren auch vorhanden und dicht, aber sonst war’s halt so ein 70er Jahre Charme – nicht unansehnlich, aber innen halt durchaus nicht wirklich schön oder wohnlich. Hin und wieder wurde mal ein Raum oder Bereich neu gestrichen, das Offizierskasino wurde mal renoviert, viel mehr passierte aber in meinen 10 Monaten Wehrdienst nicht. Knappe 10 Jahre später (also zu einer Zeit, als sich zuletzt das Aufbegehren wegen Maroder Kasernen laut machte) begann dann die große Renovierung, Unsummen wurden in eine Erneuerung und Verbesserung gesteckt. Fein, mag man sich denken, also wird doch was getan.
Richtig, es wird was getan, nur war zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als von einer Stelle klar gemacht worden, daß der Standort Rotenburg (welcher zu dem Zeitpunkt mehrfach zur Disposition stand – schließlich ist ja keine Zonengrenze mehr da, die man noch schützen müßte – und vom 52. PzGrenBtl in einen anderen Truppenteil umgestellt worden war). Allein zwischen 2008 und 2012 sind 24.5 Millionen Euro investiert worden. Zum Zeitpunkt der Schließung im Herbst 2014 waren die Bauarbeiten nicht einmal abgeschlossen! Also mal wieder ein typischen Millionengrab, für das am Ende nur der Steuerzahler blutet, aber sonst niemand Verantwortung übernehmen muß. Anderenorts gibt es dagegen richtig kaputte Standorte, die Geld dringend nötig hätten. Doch auf die Vorschläge aus den lokalen Regierungsebenen, doch einfach Standorte zu verlegen, wird natürlich auch nicht eingegangen – wo kämen wir denn da hin, wenn einfach vernünftige, einfache Lösungen gesucht würden, statt an starren Plänen und Zuständigkeiten festzuhalten.
Letztlich bleibt – wie leider üblich (zumindest gefühlt) – der Eindruck, daß linke und rechte Hand mal wieder nicht wissen, was die anderen fünfhundert Hände gerade tun. Jede Firma, die so agieren würde wie unser Staat läuft (und mit ihm viele andere), wäre innerhalb kürzester Zeit Pleite. Doch solange die entscheidenden Stellen in der Entscheidungs- und Regieruns-Hierarchie weiter nach Parteibuch und Peter-Prinzip besetzt werden, wird sich hier nichts ändern. Statt Kooperation kocht jede Regierungsstelle und Abteilung ihr eigenes Süppchen, auslöffeln darf es eh der Bürger durch stets steigende Abgaben und Steuern …